CASTOREUM, PELZ UND FLEISCH

Der Biber gehört zu den Tierarten, die durch Überjagung an den Rand der Ausrottung getrieben wurden. An Land ist er leicht zu erbeuten, im Wasser jedoch schwierig zu fangen. Mit im Wasser gespannten Netzen, jagenden Hunden, dreizackigen Lanzen, Fallen und später mit Feuerwaffen wurde dem Biber nachgestellt.

Die Gründe, warum der Biber eine so begehrte Jagdbeute war, sind zahlreich.

Sein warmes und wasserabweisendes Fell wurde zu Mäntel, Hüten und Mützen verarbeitet. Der Biberpelz galt als Zahlungsmittel für diverse Tauschhandel nicht nur im europäischen Raum, sondern ebenfalls in Nordamerika (Das Motto der Hudson’s Bay Company „pro pelle cutem“ (wir riskieren unsere Haut für Pelze) war der risikoreichen Tätigkeit der Pelzhändler geschuldet, die oft allein im Landesinnere Pelze von Indianerstämmen tauschten).

Die Dichte des Haarkleides, der schöne Glanz und die große Festigkeit des Leders machten den Biberpelz attraktiv. Es wurden verschieden Qualitäten von Biberfellen unterschieden. Der dichtere Winterpelz des Bibers hatte einen höheren Wert als das „haarlose“ Fell des Bibers im Sommer.

Quelle: BUND, Der Biber, Historische Spuren eines nützlichen Nagers

Bereits im Mittelalter war der Biber wegen Überjagung stark dezimiert. Der Fang von Biber sowie Fischotter wurden zu dieser Zeit nicht zur Jagd sondern zur Fischerei gerechnet. Gerade der Biber wurde wegen seines beschuppten Schwanzes als zu den Fischen gehörend gezählt.

Die katholische Kirche erlaubte so das Verspeisen des Biberfleisches auch während der Fastenzeit. Zahlreiche detaillierte Rezepte über die Zubereitung des Biberwildbrets deuten heute noch auf die Beliebtheit des schmackhaften Biberfleisches hin. Die Biberkelle beispielsweise galt als Delikatesse und wurde in Rotwein eingelegt.

Biber-Rezept

Gedämpfter Biberschwanz

„Biber sowohl Fischotter sind als Fastenspeise erlaubt und bilden zur Fastenzeit eine angenehme Abwechslung.

Der Biberschwanz wird in Scheiben geschnitten, in ein irdenes Gefäß gelegt und mit einer Marinade aus gutem Essig, den man mit allerlei Kräutern, Gewürz, Lorbeerblätter und Zwiebeln aufgekocht hat, übergossen. Alsdann macht man in einem Schmortopf ein Stück Butter gelb, thut etliche geschnittenen zwiebeln und Suppenwurzeln hinein, legt das Fleisch darauf, bestreut es mit Salz und lässt es dämpfen. Nach einiger Zeit gießt man ½ l Rotwein darauf, thut in Butter geröstete Semmeln dazu und lässt es gar kochen.“

Zitat: verändert nach EHRHARDT M. (1902)

Das Bibergeil (Castoreum), ein Sekret der Analdrüsen, das dem Biber zum Markieren seines Territoriums und zur Anlockung von Geschlechtspartnern dient, war ein weiterer Grund, warum dem Biber nachgestellt wurde. Dieses aromatisch riechende Castoreum war schon in der Antike ein vielgepriesener Arzneiwirkstoff. Als Universalheilmittel wurde es weiterverarbeitet zu Pulver, Tinktur oder Salbe und bei den unterschiedlichsten Leiden eingesetzt, z.B. Fieber, Vergiftungen, Ohnmacht, Krämpfen, Lähmungen, Kopfschmerzen und vielem mehr.

Quelle: Mertin, B., Castoreum – das Aspirin des Mittelalters

Vor allem wurde dem Bibergeil eine potenzfördernde Wirkung nachgesagt. Aphrodisiakum oder Heilmittel, vieles entspricht dem Reich des Aberglaubens und der Mystik. Als einzige wissenschaftliche Begründung kann herangezogen werden, dass in den Rinden der Weidenbäume, die von den Bibern bevorzugt gefressen werden, Salizin enthalten ist, ein Wirkstoff der sich auch im Aspirin wiederfindet.

Bibergeil war sehr wertvoll, da die Beschaffung aufwendig war und wurde mit Gold aufgewogen.

Als Arzneimittel hat das Castoreum im 20. Jhd. seine Bedeutung verloren.